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Oldtimer sind Augenweiden, sie begeistern Alt und Jung gleichermaßen. Aber ist es sinnvoll, einen Oldtimer für Fahranfänger anzuschaffen? Natürlich freut sich die Oldtimer-Szene immer über Nachwuchs, aber wir sprechen heute darüber, was man beachten sollte, wenn man als Fahranfänger einen Oldtimer kaufen will.

Risiken für Oldtimer für Fahranfängern

Fahranfänger sind oft begeistert, endlich volle Freiheit genießen zu können, nicht mehr auf elterliche Autos angewiesen zu sein und bewundern oft schon jahrelang bestimmte Autos oder Marken. Kann man ihnen verdenken, einen Oldtimer fahren zu wollen? Nein, ganz sicher nicht. Allerdings sind Versicherungen und auch viele private Oldtimer-Besitzer nicht so ganz begeistert von der Idee von Fahranfängern in den alten Schätzen. Warum? Naja, es handelt sich eben um Anfänger. Ihnen fehlt die Routine und oft auch die Fähigkeit, die Fahrzeugdimensionen richtig einzuschätzen, wenn sie sich die ersten Male in ein neues Auto setzen.

So entstehen schnell mal Kratzer und Macken. Vielleicht passiert ein Parkrempler oder man nimmt den Hauch eines Außenspiegels mit. Deshalb ist die Idee, keinen Neuwagen zu fahren, schon gar nicht zu schlecht, aber es ist ein großer Satz von “Neuwagen” zu “Oldtimer”. Idealerweise fährt man als Anfänger erst einmal etwas dazwischen. Vielleicht doch Papas alten Volvo?

Sind das jetzt böse Vorurteile gegenüber jungen Fahrern? Vielleicht. Natürlich gibt es Naturtalente, die in ihrem ganzen Autofahrerleben keinen einzigen Kratzer verschulden. Allerdings wollen viele Oldtimer-Versicherungen sich nicht unbedingt darauf verlassen, dass dieser Fahranfänger die Ausnahme ist. Deshalb gibt es oft Klauseln, nach denen der Versicherte mindestens x Jahre den Führerschein haben muss, oder mindestens x Jahre alt sein muss.

Abgesehen von den Versicherungen gibt es noch ein weiteres Problem: Oldtimer sind keine Alltagsautos und oft nicht billig im Unterhalt. In den meisten Fällen sind Fahranfänger finanziell noch nicht in der Lage, einen Oldtimer zu pflegen, instand zu halten, zu tanken, im Winter unterzustellen und so weiter.

Möglichkeiten für junge Fahrer

Wenn auch die Versicherungen “nein” sagen, dann sieht es schlecht aus, für junge Fahrer, oder? Nicht ganz. Vielleicht wird es nicht gleich das perfekt restaurierte Schmuckstück, mit dem man in den Sonnenuntergang fahren kann, aber es gibt doch Szenarien, die Oldtimer für Fahranfänger möglich machen.

Der Schrauber

Wenn aufgrund der finanziellen Situation kein schick restaurierter Oldtimer infrage kommt, man leider auch im Winter irgendwie von A nach B kommen muss und das Geld nicht für ein zweites, saisonal angemeldetes Fahrzeug reicht, dann kann man sich auf die Suche nach einem Langzeit-Projekt machen. Wichtig ist dafür, dass das Projekt an einem geeigneten Ort ganzjährig untergestellt werden kann und nicht am Straßenverkehr teilnehmen darf, denn sonst müsste man es anmelden. Alles zu einer Oldtimer-gerechten Unterkunft können Sie übrigens in unserem Artikel zum Thema “Oldtimer überwintern” nachlesen.

Ist ein solch perfekter Unterschlupf gefunden, geht es daran, das richtige Auto zu finden. Idealerweise handelt es sich dabei um einen Wagen, der nicht völlig heruntergefahren ist, bei dem aber einige Arbeiten zu tun sind, um ihn TÜV- und H-Kennzeichen-bereit zu machen. Oldtimer müssen, um ein H-Kennzeichen zu bekommen und offiziell als Oldtimer gezählt zu werden, einem bestimmten Originalzustand entsprechen. Das heißt, es dürfen nur die entsprechenden Ersatzteile verbaut werden, nur entsprechende Umbauten vorgenommen werden und so weiter. Diese Arbeiten kann man dann, immer nach eigenem Budget, den Schrauberkenntnissen und verfügbarer Zeit arbeitend, nach und nach vornehmen. Bis der Wagen dann soweit ist, ist man vermutlich auch kein absoluter Fahranfänger mehr.

Der Oldtimer als “altes Auto”

Ist man in der Lage, sich einen schönen Wagen zu leisten, scheitert es unter Umständen an der Versicherung. Hier sollte man recherchieren, ob es nicht günstiger ist, den Wagen nicht als Oldtimer zu versichern, sondern als normales “altes Auto”. In diesem Fall muss man trotzdem mit den üblichen Preisen für Fahranfänger rechnen, kommt aber mit etwas Glück (und nach ausgiebiger Recherche) günstiger weg, als wenn man es über eine Oldtimer-Versicherung versucht.

Dieser Ansatz löst zumindest die Problematik der Versicherung, trotzdem ist ein Oldtimer kein Wagen für das ganze Jahr. Man sollte also überlegen, inwiefern man sich wirklich auf den Oldtimer als ersten Wagen festlegen möchte, oder ob sich nicht doch erstmal ein alltagstauglicheres Mobil anbietet.

Der Zweitwagen

Solche Glückspilze, die weniger finanzielle Hürden umschiffen müssen, als die reine Praktibilität und die Versicherung, können über einen Oldtimer als Zweitwagen nachdenken. Idealerweise meldet man den Zweitwagen auf eine nahestehende Person an, die bei Versicherungen alterstechnisch lieber gesehen ist, aber lässt sich als Fahrer mit eintragen. Unter Umständen muss man eine Weile nach geeigneten Versicherungsgesellschaften recherchieren, aber gegen (durchaus heftige) Aufpreise ist es bei einigen möglich, auch als Anfänger fahren zu dürfen.

Die Zweitwagenvariante erfüllt den Wunsch nach einem Klassiker natürlich wesentlich schneller. Man muss nichts mehr groß an dem Wagen restaurieren, man hat einen “Hauptwagen” für die ungemütliche Jahreszeit und kann die Versicherung bezahlen. Da aber nicht jeder diesen Luxus bezahlen kann, ist die Schrauber-Variante eine Möglichkeit, auch als Fahranfänger schon am Lebensgefühl “Oldtimer” teilhaben zu dürfen.

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