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Retromanie-Redaktion: “Alles, was dich bewegt”, das ist das Motto von CarRanger. der erfolgreiche YouTube-Channel präsentiert und bewertet seltene Klassiker, alltägliche Brot-und-Butter-Autos, absolute Exoten und abgefahrene Sportwagen auf seine unnachahmliche Art und Weise – was insbesondere dem Charme des Moderators Alexander Schäfer zu verdanken ist. Und ihn haben wir nun im Exklusiv-Interview in der Retromanie-Redaktion, Alex, welches Fahrzeug hat dich denn bisher am meisten beeindruckt?

Alexander Schäfer: Die Frage nach dem besten oder beeindruckendsten Auto gibt es häufiger und sie wird mit jedem Dreh schwerer. Oft sind die Ideen in einem alten “Brot-und-Butter-Auto” beeindruckender als die Dekadenz in einem sehr teuren Neuwagen. Eine schöne Verbindung und auch Erinnerung ist der Kimera EVO 037. Altes Basisfahrzeug, Handwerkskunst, Fahrleistungen, Individualität und auch eine große Portion Einschüchterung. Leider für sehr wenige Menschen erlebbar, um so aufregender, es zeigen zu können.

Kimera EVO 037
Ein Kimera EVO 037 – auf ihn fährt Alex besonders ab (Bildquelle: CarRanger)

Retromanie-Redaktion: Bei jedem Fahrzeug vergebt ihr einen CarRanger-Score, aufgeteilt in Punkte für das Herz und für den Kopf. Dabei kommen verschiedene Kriterien wie Unterhaltskosten, Prestige, aber auch der Motorsound zum Tragen. Welches Fahrzeug wurde denn bisher am besten und welches am schlechtesten bewertet?

Alexander Schäfer: Der Score bevorzugt natürlich gewisse Fahrzeugklassen ganz deutlich und Autos mit einem speziellen Fokus haben es immer etwas schwerer. Für mich persönlich hat das gesprochene Wort noch deutlich mehr wert als die reine Zahl. In Zahlen ausgedrückt ist der Tesla Model S Plaid mit 78 Punkten ganz vorn – unvorstellbare Leistung, geräumig, komfortabel, modern und im Wettbewerbsvergleich noch erreichbar. Am anderen Ende ist mit 43 Punkten ein 2018er Suzuki Alto K10 – quasi keine Ausstattung, da es sich um die indische Ausführung handelt, keinerlei Emotion, ruppiges sequentielles Getriebe und dabei nicht mal sparsam.

Retromanie-Redaktion:In welche „Mühle“ würdest du niemals wieder einsteigen wollen? Und wieso?

Alexander Schäfer: In den Suda SA01 – ein chinesisches Elektroauto der besonderen Art. Keinerlei aktive oder passive Sicherheit, die Fahreigenschaften taugen nur für Menschen die Auto fahren hassen, auf „D“ konnte man ihn bequem wegschieben und zu guter letzt hat selbst die Broschüre noch Witze à la „Kernkraft ist Freude“ parat.

CarRanger Alex
Nie um einen guten Spruch verlegen – der CarRanger Alex. Bildquelle: CarRanger

Retromanie-Redaktion: Was war eigentlich die lustigste Panne bei einem Dreh?

Alexander Schäfer: Die Erkenntnis, dass ein E-Auto ohne seine 12V Batterie aufgeschmissen ist war wirklich lustig. Dann stehst du am Auto, hast ca. 50 kWh Strom im Akku und dein Wagen springt nicht an, aufgrund einer entladenen 12V Batterie. Also wie bei den Oldies, mal kurz überbrücken.

CarRanger Shop
Ein Mann, ein Hemd – Alex’ kultige Shirts gibt es im CarRanger-Shop – Screenshot von CarRanger.de

Retromanie-Redaktion: Millionen an Aufrufen bei YouTube sprechen für sich. Car-Liebhaber fahren voll auf eure Videos ab. Und Du beeindruckst mit einem tiefen Fachwissen bei jedem Fahrzeugmodell. Wie bereitest du dich auf die Moderationen vor? Welche Quellen nutzt du? Und wie kannst du dir das alles nur merken?

Alexander Schäfer: Ein Drehbuch für die Videos gibt es nicht. Ich sammele vorab lediglich alle technischen Daten und ein paar Stichworte. Dafür nutze ich erstmal alle Berichte, die eine Internet-Recherche hergibt. Wichtig dabei ist oft auch den deutschen Sprachraum zu verlassen. So mancher Exot ging in Deutschland unter und dann fehlen guten Quellen oft ganz. Die wichtigste Quelle sind aber die Fahrzeugbesitzern. Jeder sprudelt vor Begeisterung zu seinem Fahrzeug und hat etliche Anekdoten, Schwachstellen und Daten parat. Dann muss ich nur noch das Sprachrohr des Besitzers sein.

CarRanger Jaguar
Der Meister selbst steht auf britisches Fuhrwerk – Bildquelle: CarRanger

Retromanie-Redaktion: Was spricht dich persönlich eher an? Die guten alten Klassiker oder moderne Fahrzeug mit allem möglichem „Schnickschnack“?

Alexander Schäfer: Exakt die goldene Mitte. Ich mag besonders Fahrzeuge zwischen 1995 und 2010. Diese Autos haben schon alles, was einem das Leben erleichtert ohne einem Vorschriften zu machen. Es vibriert nicht alles, wenn man sich einer Linie nähert, aber man kann auch gut Musik hören und die Klimaanlage genießen. Auch motorseitig war es bei vielen Herstellen die absolute Hochzeit. Dazu ist die Teileversorgung meist noch gut. Für mich das Beste aus beiden Welten.

Retromanie-Redaktion: Ist deine Lieblingsmarke immer noch BMW?

Alexander Schäfer: BMW ist eine der besten Marken die wir in Deutschland haben, auch wenn ich mich mit den aktuellen Modellen im wahrsten Sinne des Wortes „schwer“ tue. Auf eine Marke kann ich mich gar nicht beschränken, andererseits stehen auch zwei Jaguar bei mir daheim. Der vernünftige Teil in mir sagt Lexus, der emotionale etwas italienisches und früher war das Resultat daraus BMW, heute Jaguar.

Retromanie-Redaktion: Wie viele Fahrzeuge hast du privat nun eigentlich und welche? 🙂

Alexander Schäfer: Ich habe „nur“ drei Fahrzeuge. Das hat einerseits mit Platz zu tun, andererseits auch mit der Möglichkeit zu fahren. Denn einerseits bin ich oft zum Filmen unterwegs und komme kaum zu eigenen Fahrt, andererseits habe ich noch oft neue Wagen zum Test bei mir. Im Fuhrpark ist ein 2005er Jaguar XJ Super V8, 2013er Jaguar F-Type V8 S und als Familenfahrzeug ein aktueller VW Multivan, wobei das ein Firmenfahrzeug meiner regulären Arbeit ist und ich sonst wohl bei etwas anderem gelandet wäre.

CarRanger Astra
Dringend gesucht: Ein Astra in Sunrise Orange! (Bildquelle: CarRanger)

Retromanie-Redaktion: Und was war dein erster Wagen? Vermisst du ihn?

Alexander Schäfer: Mein erster Wagen war ein 2004er Opel Astra G 2.2 Cabriolet in Sunrise Orange. Ich suche regelmäßig nach diesen Astras, aber finde nie einen in der passenden Farbe.

Retromanie-Redaktion: Wie haben sich denn die Fahrzeuge im Lauf der Geschichte deiner Meinung nach gewandelt? Viele Autoliebhaber sagen ja, dass die Qualität immer schlechter wird und Autos nicht mehr so „langlebig und beständig“ gebaut sind wie früher. Kannst du den Eindruck bestätigen?

Alexander Schäfer: Die Art wie wir Autos kaufen, oder eben nicht mehr kaufen hat sich sehr verändert. Damit auch die Ansprüche die wir haben. Aktuell sind Neuwagen wie Handys geworden. Ich möchte bitte alle 2 Jahre einen neuen Vertrag, neuen Wagen und der muss bitte neue Features haben. Fehlende Langlebigkeit würde ich den Herstellern nicht vorwerfen, sowas hängt auch an Gesetzen z.B. im Bezug auf Abgasreinigung. Was aber in jedem Fall Fakt ist: Leder wird dünner, Einstiegsleisten verschwinden und alles wird schwarzem Hochglanzplastik überzogen. Wenn man sich erst in einen W126 Benz setzt und dann in ein aktuelles Auto, fällt es auf jeden Fall schwer, sich gegen den Eindruck zu wehren. Diese verschobenen Prioritäten ist das, was man spüren kann und das kann ich auf jeden Fall bestätigen. Wir müssen uns nur bewusst machen, dass es inzwischen so viel mehr ist als nur sitzen und fahren.

Retromanie-Redaktion: Bitte ergänze den Satz… Das perfekte Auto muss für mich diese Eigenschaften besitzen:

Alexander Schäfer: Es muss mir jedes Mal, wenn ich ankomme, das Gefühl geben: „Schade, bin schon da.“

CarRanger Logo
Ein Logo – eine Community (Bildquelle: CarRanger)

Retromanie-Redaktion: Hinzu kommt bei CarRanger eine leidenschaftliche Car-Community und ein eigener Shop, wo man unter anderem deine lässig-bunten Hemden erwerben kann. Was bietet CarRanger noch, abgesehen von den YouTube-Videos? Was macht das Projekt aus?

Alexander Schäfer: Das Besondere am Projekt CarRanger ist, dass es aus Leidenschaft entstanden ist und auch betrieben wird. Egal ob bei der Gründung oder auch aktuell hat keiner der Beteiligten eine Abhängigkeit zu Einnahmen aus CarRanger. Fokus war es immer der eigenen Passion Raum zu geben und auch eigene Erfahrungen für andere zu nutzen und nicht nur in Zahlen zu denken. Jeder von uns ist regulär in andere Aufgaben eingespannt und diese Unabhängigkeit macht aus meiner Sicht den Charme aus. CarRanger ist 2017 als ein völlig anderes Projekt gestartet und wir waren im Bereich der Fahrzeugvermittlung platziert. Dies sollte durch die Videos unterstützt werden. Das ursprüngliche Konzept haben wir inzwischen hinter uns gelassen und die Videos sind geblieben. Aktuell sind Videos und Shop die großen Punkte, die wir anbieten. Aufgrund der Erfahrung sind wir auch in der Videoproduktion für Dritte vertreten und freuen uns hier immer über neue Projekte.

CarRanger Claudio und Alex
Fesche Jungs und heiße Karren – Claudio und Alex von CarRanger. (Bildquelle: CarRanger)

Retromanie-Redaktion: Kann man euch auch irgendwann einmal live, persönlich und „in Farbe treffen“?

Alexander Schäfer: Am liebsten direkt beim Dreh. Hier haben wir jede Woche Kontakt zur Community und man hat genug Zeit zum Austausch. 2022 haben wir ein großes Event mit Community gefeiert. Wenn wir etwas Luft haben, wollen wir das gerne wiederholen. Über das Jahr hinweg sind wir auch verschiedenen Treffen, Herstellerevents und allem anderen wo schöne Autos zu finden sind.

Retromanie-Redaktion: Welche Specials und „Leckerbissen“ habt ihr in Zukunft so geplant? Autos oder spezielle „Besuche vor Ort“ etc.?

Alexander Schäfer: „Alles was dich bewegt“ ist auch das Credo für die Zukunft. Es muss auch weiterhin eine Mischung aus Alt und Neu, Teuer und Günstig geben. Die „Leckerbissen“ nehmen die Zuschauer sehr unterschiedlich war. Für den einen ist es ein Ferrari, für den Nächsten ist es ein Twingo. Ich freue mich das am Tag der deutschen Einheit ein Video zu einem schönen deutschen Auto, welches nach einem Bundeskanzler benannt ist, erscheint. Als Specials versuchen wir immer ein paar verschlossenen Türen bei den Herstellern zu öffnen um ein paar Perlen der Vergangenheit hervor zu holen.

CarRanger Webseite
Einblick in die CarRanger-Webseite (Screenshot von CarRanger.de)

Retromanie-Redaktion: Wer Lust bekommen hat, sein eigenes Schätzchen durch euch „begutachten“ und „beurteilen“ zu lassen, wie ist der Ablauf?

Alexander Schäfer: Erster Schritt ist bei uns auf der Website. Auf carranger.de kann man sich und sein Auto eintragen. Die Fahrzeug- und Kontaktdaten stehen uns dann zur Verfügung, um einen Dreh zu organisieren. Meistens werden dann drei Fahrzeuge für einen Tag eingeplant. Die Besitzer werden alle kontaktiert und wir tauschen uns zu Terminen und Drehorten aus. Die Drehorte sind immer in der Nähe der Fahrzeugbesitzer. Dann kann es auch recht fix losgehen. Ehrlicherweise muss man natürlich sagen, dass wir viel mehr Autos im Angebot haben, als wir je filmen werden können. Einen Dreh garantieren können wir nicht, freuen uns aber unglaublich über jedes Angebot und das Vertrauen das damit verbunden ist.

Retromanie-Redaktion: Lieber Alex, vielen Dank für das sehr interessante Gespräch und weiterhin viel Freude und Erfolg mit dem “Einblick” von CarRanger – und natürlich allzeit gute Fahrt!

Fabian ist verantwortlicher Redakteur bei den Mobilitätsblogs von SJS Carstyling und steht seit seiner Kindheit auf alles, was vier Räder hat. Sein Herz gehört den Marken Volkswagen und BMW. Privat fährt er einen Golf VII und einen Original VW T5 California, hat jedoch auch bereits Erfahrungen mit Classic BMWs gemacht, unter anderem mit einem 5er E39 - genau, der mit dem herrlich-seidigen Sechszylinder-Sound. Fabian wohnt in Sachsen-Anhalt und schreibt gerne über aktuelle und saisonale Autothemen.

2 Kommentare

  1. Sehr cooles Interview – das ist mein Lieblings-Auto-Kanal. Viele Grüße an Alex! 🙂

    • Fabian Alber Antwort

      Vielen Dank für dein Lob Manni und weiterhin viel Freunde mit unseren Automobil-Blogs! Fabian Alber aus der Retromanie Online-Redaktion

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